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an der klippe

Februar 2, 2009

Sprache ist der Kernbestandteil eines Kulturraumes. Sie ermöglicht nicht nur die Kommunikation, sie stellt noch dazu Triviales wie auch Ästhetisches dar. Als Mensch erlernt man sie gleich nach dem Essen und Laufen. Sie ist spielerisch, hochgestochen, langweilig und erregend. Kurzum sie ist DIE Kulturtechnik, ohne welche diese Welt nicht existieren könnte.

Jeder Kulturraum definiert sich über eine andere Sprache, jede Region eines Raumes definiert sich, wenn nicht über eine eigene Sprache, dann über einen Dialekt. Dies sind die entscheidenden Komponenten einer Identität. Jeder von uns kann sich über seine Muttersprache (oder dem entsprechenden Dialekt) mit einem Kulturkreis identifizieren. Auch die Abgrenzung sozialer Milieus wird nicht unwesentlich über Sprache definiert.

Doch was passiert mit einer Kultur, wenn sich ihre Sprache durch Vermischung mit anderen Sprachen und Einflüssen langsam, aber dennoch spürbar auflöst? Zwangsläufig muss die Kultur schaden nehmen. Es ist wohl möglich, dass sie  in ihrer jetzigen Form ganz verschwindet .

Genau diese Gefahr, der langsamen Sprach- und Kulturauflösung sehe ich, wenn ich über das Problem ‚Denglisch‘ nachdenke. In den letzten Jahren ist es  immer mehr in Mode gekommen mit englischen Begriffen in deutschen Sätzen um sich zu werfen. Ich meine hierbei nicht einmal so harmlose Sachen wie das Handy, den Computer oder die Disco. Ich meine damit solch hässliche Konstrukte wie ‚wenn wir dieses konzept richtig puschen können wir unsere sales noch einmal toppen‘ oder ‚downloaden sie sich die datei yx um das programm ab abzudaten‘. Dabei ist es längst nicht mehr so, dass dies nur Erscheinungen der Wirtschafts- und Geschäftswelt sind, sondern auch die Massenmedien und allen voran die Werbung sind quasi negative Vorbilder in dieser Sache. So werden wir also täglich bombardiert mit ’slogans & eyecatchern auf flyern & screens‘.

Doch warum das ganze? Ist der menschliche Drang nach Ästhetik etwa eingeschlafen? Bei derart wüsten und  so oft sinnlosen Fetzen dreht es doch fast jedem den Magen um. Reicht denn der Wortschatz nicht mehr aus? Wohl kaum. Es sollte doch jedem gebildeten Mensch möglich sein sich in seiner Muttersprache umfassend ausdrücken zu können. Wie schon beschrieben ist das die Kulturtechnik, die unser  Zusammenleben ermöglicht und prägt.

Natürlich gibt es in jeder Sprache Elemente, die mehr oder weniger stark anderen entliehen sind. So etwas bereichert sicher eine Sprache und verhilft ihr zu Vielfältigkeit. Es ist ja auch keineswegs verwerflich den eigenen Wortschatz intelligent zu erweitern, doch was zur Zeit abläuft ist weit von einer solchen intelligenten Erweiterung entfernt. Da werden Lesern, Zuschauern und Konsumenten Brocken hingeworfen, um teils unwichtige Fakten und Produkte aufzuwerten. Gerade in der vielbeschworen Zeit der Informationsgesellschaft scheint es möglich durch gezielte Überinformation und Blendung den Menschen zum geistigen Schlaf zu bewegen. Mir scheint, dass unsere Gesellschaft immer fauler wird Informationen zu filtern und sie richtig zu verarbeiten. Umso größer die Welle ist, die da aus Fernsehen, Werbung und Internet schwappt umso weiter geht der Mund auf. Es wird alles geschluckt, ohne sich auch nur die Mühe zu machen die Liste der Zutaten zu lesen.

So verwundert es auch nicht, dass innerhalb kürzester Zeit ein Phänomen namens „Denglisch“ seinen Weg in die Gesellschaft gefunden hat und sich festsetzen konnte.

Sollte also nicht bei einem Großteil der Gesellschaft möglichst schnell ein Umdenken stattfinden, wird sich unsere Sprache nachhaltig verändern und unsere Kultur Schaden nehmen. Natürlich wird es immer Einflüsse geben, denen sich eine Kultur hingibt, aber es gehört einfach dazu, so etwas gut abzuwägen und immer eine gewisse Balance zu finden, denn die Sprache ist es doch letztendlich die uns charakterisiert.

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